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Home Assistant Server auswählen: 3 Ausbaustufen mit Vor- und Nachteilen

Wenn es um die Frage geht, welche Hardware man für einen Home Assistant Server wählen soll, gibt es mehrere Ansätze. Ich habe dazu 3 unterschiedliche Ansätzemit Vor- und Nachteilen zusammengefasst.

Home Assistant Server Hardware Empfehlung

Home Assistant kann man getrost als „DEN“ Smarthome Hub bezeichnen. Innerhalb weniger Jahre hat es OpenHAB, ioBroker und andere Systeme hinter sich gelassen. Gründe dafür sind die riesige Entwicklergemeinde, viele Integrationen, Add-ons und Erweiterungen sowie die immer einfachere Handhabung. Home Assistant zählt mittlerweile zu den größten Open-Source-Projekten überhaupt. Die Einstiegshürden fallen immer weiter und was vor ein paar Wochen noch per YAML in der Konfigurationsdatei manuell eingestellt werden musste, wandert immer öfter in die Benutzeroberfläche und kann per Mausklick konfiguriert werden.

Da ich ständig Beiträge im Home Assistant Forum, bei Reddit oder bei Discord verfolge, um selbst am Ball zu bleiben, ist mir ein Problem aber besonders aufgefallen: Welche Hardware soll ich für den Einstieg in Home Assistant wählen?

Der Klein(st)-Rechner Ansatz

Anfänglich war Home Assistant eine typische Anwendung für einen Raspberry Pi. Der kompakte Alleskönner war preiswert, vergleichsweise leistungsfähig und benötigte wenig Energie. Dann kam die Chip-Krise, und die Preise für den Raspi schossen in absurde Höhen – sofern er überhaupt noch zu haben war.

Raspberry Pi 4 mit SSD am USB3.0 Port

Nabu Casa, der kommerzielle Teil hinter Home Assistant, brachten im Laufe der Zeit auch eigene Hardware heraus. Darunter den Home Assistan Green, Yellow und Blue. Allesamt waren bereits mit Home Assistant ausgestattet und hatten teilweise auch ZigBee an Bord. Natürlich macht ein so vorkonfigurierter Rechner den Einstieg in Home Assistant einfacher, wenngleich er nicht bei der Konfiguration der Smarthome-Anwendungen hilft. Zudem waren diese Rechner in Deutschland nicht einfach zu bekommen und Nabu Casa scheint den Ansatz eigener Hardware auch nicht mehr stark zu verfolgen.

Der Raspberry Pi: Für den Einstieg und kleine Systeme okay

Wer aber einen Raspberry Pi 3 Model B herumliegen hat, kann damit einen einfachen Home Assistant Server aufsetzen, mit dem man erst einmal in die Thematik hineinschnuppern kann. Allerdings hat dieser zu wenig RAM für größere Installationen. Möchte man erst einmal auf der Raspberry-Plattform bleiben, sollte es schon ein Raspberry 4 oder 5 sein.

Der Raspberry 5 hat den großen Vorteil, dass er nicht nur eine höhere Rechenleistung mitbringt, sondern auch direkt mit einer SSD betrieben werden kann. Dazu ist ein zusätzlicher Adapter nötig, der, zusammen mit z. B. einer 256 GB M.2 SSD etwa 40 € kostet. Die SSD erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Betriebssicherheit, im Vergleich zu einer SD-Karte.

Dazu benötigt man aber auch noch ein Netzteil, ein Gehäuse, evtl. auch noch einen Lüfter, sodass man mit dieser Kombination schon bei etwa 150 € für ein komplettes Raspi-System liegt.

Da der Raspi auf der ARM-Architektur basiert, kann man darauf keine Virtualisierung mit Proxmox betreiben, da diese x86-Prozessoren voraussetzt. Will man auch noch Überwachungskameras mit Frigate betreiben, geht selbst dem Raspi 5 schnell die Luft aus.

Vorteile Raspberry Pi

  • Wenn ohnehin vorhanden: Ein preiswerter und schneller Einstieg
  • Sehr geringer Strombedarf (etwa 100 kWh pro Jahr = 30 €)
  • Leise (wenn kein Zusatzlüfter zum Einsatz kommt)
  • geringer Platzbedarf

Nachteile Raspberry Pi

  • vergleichsweise teuer, wenn er neu gekauft werden muss
  • Rechenleistung bei wachsender Home Assistant Installation vielleicht bald nicht mehr ausreichend
  • Wenig USB-Ports
  • SSD für stabilen Betrieb empfohlen

Günstige Mini-PCs und gebrauchte PCs als Raspberry-Alternativen

Für 150 € erhält man mittlerweile nagelneue Mini-PCs mit INTEL Alter Lake CPU (N100), 16 GB RAM, 500 GB SSD und kompaktem Gehäuse. Diese PCs benötigen oft nur unwesentlich mehr Strom, bieten aber ungleich mehr Leistung, als ein Raspi 5. Oft gibt es diese Kleinst-PCs sogar mit 2 LAN-Ports, sodass man hier später auch Dinge wie Firewalls realisieren kann.

Asus PN52S Mini PC

Wer es noch günstiger und trotzdem leistungsfähig haben möchte, kann sich bei spezialisierten Gebraucht-PC-Händlern nach wiederaufbereiteten (Refurbished) Mini-PCs umsehen. Interessante Modelle sind hier etwa HPs Elitedesk 600 und 800, Dell Optiplex Mini-PCs oder Lenovo Thinkcentre aus der M-Reihe. Häufig bekommt man hier Rechner mit i5 CPU, 16 GB und SSD für unter 100 €. Allerdings scheint der Run auf Home Assistant auch bei den Preisen der gebrauchten Kleinst-PCs angekommen zu sein.

Ebenso kann ein ausgedienter Mac Mini (soll sogar mit Apple Silicon funktionieren, also M1 etc.) oder ein alter Laptop eine gute Basis für Home Assistant sein.

Vorteile Mini-PCs

  • Meist nicht teurer als ein aktueller Raspi
  • Leistungsfähiger als ein Raspi
  • SSD ist standardmäßig im System
  • Deutlich mehr RAM macht sie zukunftssicherer
  • Häufig mehr USB-Ports und teilweise interne Erweiterungsmöglichkeiten
  • x86 CPU ermöglicht Virtualisierung mit Proxmox
  • Betrieb von Überwachungskameras mit Frigate möglich
  • Einfache Verfügbarkeit und große Auswahl an Hardware-Ausstattung
  • Bei Laptops hat man mit dem eingebauten Akku sogar eine Notstromversorgung bei Stromausfällen

Nachteile Mini-PCs

  • Etwas höherer Stromverbrauch im Vergleich zum Raspberry Pi
  • Je nach Modell, etwas mehr Stellfläche notwendig
  • Möglicherweise Lüftergeräusche

Auf einem der genannten Mini-PCs kann die Virtualisierungsumgebung Proxmox installiert werden (siehe unten). Damit lassen sich auch andere Dienste wie ein NAS mit OpenMediaVault, ein Medienserver mit Plex usw. parallel zu Home Assistant betreiben.

NAS-Systeme mit x86-Hardware

Seit einigen Jahren gibt es auch für den privaten Bereich leistungsfähige NAS-Systeme, die mit x86 Hardware von INTEL laufen und 2 GB und mehr RAM bieten. Diese gibt es von Synology, QNAP und auch Asustor. Gerade letztere bieten ein hervorragendes Preisleistungsverhältnis, 4 GB RAM, M.2 SSD-Steckplätze und vieles mehr.

Die Installation von Home Assistant erfolgt hier meist über Docker Container, wobei die Installation bei den meisten Systemen direkt aus deren App-Stores erfolgen kann (siehe: Home Assistant – ASUSTOR NAS)

Natürlich kauft man kein NAS, weil man Home Assistant betreiben möchte. Wenn es aber ohnehin vorhanden ist oder Bedarf an viel lokalem Speicherplatz besteht, sind entsprechend ausgestattete NAS-Systeme eine Möglichkeit, Home Assistant zu betreiben, ohne zusätzliche Hardware anschaffen zu müssen.

Vorteile NAS-Systeme:

  • Wenn ohnehin vorhanden: einfach und kostengünstig
  • Home Assistant Installation häufig per Mausklick möglich
  • Viel Speicherplatz
  • Meist ausreichend zusätzliche USB-Ports für ZigBee-Sticks, Backup-Laufwerke etc. vorhanden

Nachteile NAS-Systeme:

  • Bezahlbare Leistung meist eingeschränkt
  • Höherer Strombedarf (lässt sich mit SSD, anstatt mechanischer Laufwerke, senken)
  • Echte Virtualisierung oft nur mit besserer Hardware-Ausstattung möglich

Proxmox Virtualisierung als Basis

Mein System läuft seit vielen Jahren auf einem HP Microserver Gen1, den es 2017 spottbillig gab (200 € ohne Festplatten). Da ich ohnehin noch eine INTEL Xeon 1230 CPU herumliegen hatte und diese in den kleinen Server passte, habe ich auch heute noch mehr als genug Leistung für meine Proxmox-Virtualisierung.

Auf dieser läuft nicht nur Home Assistant Supervised mit diversen Add-ons sehr flott und zuverlässig, sondern auch ein LXT-Container mit Frigate für 5 Überwachungskameras und Google Coral TPU, OpenMediaVault als NAS, sowie ein LXT-Container mit Docker und Portainer zur Verwaltung.

Mit Docker werden Paperless NGB (Dokumentenmanagement), PiHole (zentraler Adblocker), Calibre Web (e-Book Verwaltung), Teslamate (Erfassung von Tesla Fahrzeugdaten, zentraler Backup-Server mit Duplicati, Syncthing und vieles mehr bereitgestellt.

Man könnte vieles davon auch mit Home Assistant Supervised und den entsprechenden Add-ons innerhalb von Home Assistant realisieren. Allerdings möchte ich innerhalb von Home Assistant nur Dienste betreiben, die auch direkt etwas mit dem Thema „Smarthome“ zu tun haben. Läuft ein Add-on einmal Amok (was mir schon mit VSCode passiert ist), kann es auch Home Assistant in Mitleidenschaft ziehen. Das soll aber ja möglichst 24/7 stabil zu zuverlässig zur Verfügung stehen, daher trenne ich alles, was nicht direkt mit dem Smarthome zu tun hat, von Home Assistant.

Zusätzlich gibt es auf meinem Server eine virtualisierte Windows 10 Installation, auf die ich auch aus der Ferne zugreifen kann, sowie eine Linux Mint Maschine – ebenfalls mit Fernzugriff.

Monitoring des Proxmox Servers mit VMs in Home Assistant

Das alles lastet den mittlerweile betagten Server durchschnittlich nur zu 30 % aus.

Die Virtualisierung mit Proxmox hat dabei aber gleich mehrere Vorteile:

Mittels Snapshots kann ich vor jedem Home Assistant Update ein Abbild der aktuellen Installation erstellen und notfalls per Mausklick diesen Zustand wiederherstellen. Ich kann ebenso eine virtuelle Maschine klonen und als Testsystem mit allen bisherigen Einstellungen nutzen.

Die Backup-Funktion von Proxmox sichert die komplette Home Assistant Installation samt Betriebssystem. Im Fall einer Hardware-Havarie kann die Sicherung der virtuellen Maschine auf einem anderen System wiederhergestellt werden.

Die vorhandene Hardware kann für viel mehr als nur Home Assistant genutzt und damit optimal ausgelastet werden.

Natürlich benötigt mein Mini-Server mit einer SSD, 4 mechanischen Festplatten, 16 GB RAM und XEON-CPU, vergleichsweise viel Strom – im Schnitt etwa 35 Watt – dafür erschlägt er gleich mehrere Aufgaben und dank PV-Anlage ist der Mehrverbrauch zu vernachlässigen.

Allein die einfache Sicherung per Snapshots und Komplett-Backup des Systems, macht einen PC mit Proxmox zu einer der besten Lösungen für Home Assistant. Hier kommen etwa auch Eigenbau-Lösungen infrage: Im Computermagazin c’t gab es hier einen interessanten Bauvorschlag für einen stromsparenden Heimserver unter 400 €.

Der größte Nachteil des Proxmox-Wegs ist die höhere Komplexität. Man muss sich zusätzlich in das Thema Virtualisierung und Proxmox einarbeiten, wobei dessen hohe Verbreitung und die dadurch vorhanden Tutorials helfen.

Vorteile Proxmox:

  • Die Hardware kann für viele Dienste genutzt und optimal ausgelastet werden
  • Integrierte Backup- und Snapshot-Funktionen
  • Virtuelle Maschinen können einfach dupliziert (geklont) werden
  • Backups virtueller Maschinen können im Fehlerfall schnell umgezogen werden
  • Einfacher Hardware-Wechsel
  • Läuft selbst auf kleinen x86-Rechnern zufriedenstellend

Nachteile Proxmox:

  • Höhere Komplexität und Einstiegshürden

Fazit

Wer sich mit dem Gedanken trägt, Home Assistant einsetzen zu wollen, sollte einige Überlegungen zur Hardware-Basis anstellen. Hat man einmal hineingeschnuppert, werden die Anforderungen an das, was Home Assistant leisten und können soll, schnell größer. Dinge wie lokale Sprachsteuerung mittels KI, Überwachungskameras etc. benötigen ausreichend Rechenleistung. Daher sollte man hier nicht am falschen Ende sparen. Ein Hardware-Wechsel ist zwar relativ einfach möglich, aber vermeidbar, wenn man gleich auf das richtige Pferd setzt.

Zudem übernimmt Home Assistant oft wichtige Funktionen und muss daher rund um die Uhr verfügbar sein und funktionieren. Eine Backup-Strategie ist daher unerlässlich, was mit virtuellen Maschinen ganz besonders komfortabel ist.

Aus meiner Erfahrung würde ich 2024 nicht mehr auf einen Raspberry Pi setzen, sondern PC-Hardware nutzen. Damit hält man sich auch die Möglichkeit offen, das System später einmal mit Proxmox zu virtualisieren.

Was das Thema Stromverbrauch des Home Assistant Servers angeht, solle man nicht vergessen, dass die Smarthome-Komponenten hier schnell den größeren Anteil am zukünftigen Stromverbrauch haben könnten. Jeder kleine Aktor und Sensor, LED-Strips, smarte Leuchtmittel, Sprachassistenten und WLAN-Steckdosen benötigen ein paar Watt, die sich schnell summieren.

Das Plus an Komfort und Möglichkeiten machen den Stromverbrauch des Home Assistant Servers meiner Ansicht nach aber wieder wett, sodass man hier zugunsten der Vorteile entscheiden sollte.

Wozu würde ich zukünftig greifen?

Stünde ich – mit meinen jetzigen Erfahrungen und Anforderung – vor der Wahl, würde ich mir einen kleinen Server auf Basis eines AMD Ryzen 5600GT, A520-uATX-Mainboard, 16 GB RAM und M.2 SSDs zusammenstellen und meine Proxmox-Konfiguration darauf umziehen. Das System wäre an den Vorschlag der c’t angelehnt. Eine große mechanische Festplatte das alten Servers, würde intern als Backup-Ziel weiterleben.

Die AMD 5600GT CPU hat auf dem Papier die 3-fache Leistung meiner jetzigen XEON-CPU, die jetzt – wie oben beschrieben – noch mehr als ausreichend ist.

Ich habe nicht den großen Bedarf an NAS-Kapazitäten, da ich keinen Medienserver etc. betreibe. Natürlich kann man den DIY-Server auch mit entsprechend viel Festplattenkapazität ausstatten.

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Eine Antwort zu „Home Assistant Server auswählen: 3 Ausbaustufen mit Vor- und Nachteilen“

  1. Thomas

    Wunderbare Beschreibung, die gerade richtig kommt. Ich habe meine ersten Tests mit einem 3er Raspi gemacht und will auf jeden Fall bei HA bleiben.
    Vorher hatte ich Symcon. Damit war ich zufrieden, aber die Möglichkeiten von Home Assistant sind schon eine andere Hausnummer.